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Deutschland ist stolz auf seine WM-Helden

01. 07. 2002 - Enrico Barz

Bereits in der vergangenen Nacht war die erste Enttäuschung nach dem verlorenen Finale überwunden und der Vizeweltmeister feierte sein Abschneiden bei der WM gebührend. Heute nun kehrt die deutsche Fußball-Nationalmannschaft hoch erhobenen Hauptes in die Heimat zurück.

Gegen 16.50 Uhr wird das Team von Rudi Völler auf dem Rhein-Main-Flughafen erwartet. Von dort geht es sofort weiter zum Frankfurter Römer, wo Tausende Fans ihre WM-Helden feiern werden.

In Frankfurt wird die Mannschaft dann hautnah miterleben, was ihre Erfolge in Deutschland bewirkt haben. Kein Groll wegen des verlorenen Endspiels, keine Vorwürfe gegen die Unglücksraben Oliver Kahn und Dietmar Hamann wegen der folgenschweren Fehler, sondern vielmehr Stolz darauf, wie sich die Mannschaft in Asien präsentiert hat.

Allen ist bewusst, dass "Rudis Helden" weit mehr erreicht haben, als je zu erwarten war. Das Trainergespann Rudi Völler und Michael Skibbe formte eine Mannschaft, die sich durch einen selten erlebten Teamgeist auszeichnete. Taktisch, entsprechend des vorhandenen Spielermaterials und der Fähigkeiten der Akteure, optimal eingestellt, wusste das Team, im Gegensatz zur EURO 2000, auch durch große Einsatzfreude und eine vorbildliche Einstellung zu gefallen. Gepaart mit einer Portion Glück führte der Weg schließlich bis ins WM-Finale.

Ein Glücksfall für den DFB ist auch das Trainergespann. Rudi Völler als Führungsfigur mit seinem gewinnenden Wesen und der großen Erfahrung aus seiner aktiven Zeit und Michael Skibbe mit enormer fachlicher Kompetenz führten die deutsche Mannschaft wieder auf den rechten Weg. Trotz vieler Ausfälle von wichtigen Spielern immer an die Stärke ihres Kaders glaubend, kitzelten sie das Maximum aus dem Team heraus.

Natürlich strapazierte die DFB-Elf mit ihrem "Gurkenspiel" im Viertelfinale gegen die USA die Nerven der Fußballnation. Dennoch waren auch spielerische Fortschritte im Turnierverlauf unverkennbar. Nicht zuletzt im Finale wusste die deutsche Mannschaft in dieser Hinsicht zu gefallen.

Potenzial ist im Hinblick auf die EM 2004 und natürlich die WM 2006 im eigenen Land reichlich gegeben. Die Erfahrungen dieser Weltmeisterschaft bringen die Spieler enorm voran.

Einzelkritik verbietet sich aufgrund der mannschaftlichen Geschlossenheit fast. Dennoch haben sich einige besonders hervorgetan. Über Oliver Kahn braucht man nicht mehr viele Worte zu verlieren. Nur ein Fehler während des gesamten Turniers, das hat vor ihm wohl noch kein Torhüter geschafft. Das dieser Patzer ausgerechnet im Finale passierte und so gnadenlos bestraft wurde, ist tragisch, ändert aber überhaupt nichts an seinen überragenden Leistungen und der berechtigten Auszeichnung als bester Torwart der WM.

Eine enorme Bedeutung für die Mannschaft hat auch Michael Ballack. Trotz mangelnder Fitness wurde er ins All-Star-Team der WM gewählt und war an sieben Toren als Vorlagengeber bzw. Torschütze beteiligt. Im Viertel- und Halbfinale erzielte er jeweils den entscheidenden Treffer. Umso schmerzlicher war sein Fehlen im Endspiel wegen einer Gelbsperre. Unter optimalen physischen Voraussetzungen wird Ballack noch viel mehr leisten können. Das wird er sicher schon in der nächsten Saison bei seinem neuen Verein FC Bayern München zeigen.

Etwas weniger im Rampenlicht, weil nicht ganz so spektakulär spielend, steht Dietmar Haman. Unverzichtbar im deutschen Mittelfeld glänzt der Liverpooler mit einer fast perfekten Zweikampfführung. Dass ihm gerade diese Stärke in der 67. Spielminute des WM-Finals kurzfristig abhanden gekommen war, soll seine Gesamtleistung während des Turnier nicht schmälern.

Ein anderer eher ruhiger Zeitgenosse ist Bernd Schneider. Schon die gesamte Saison bei Bayer Leverkusen spielte er ganz stark und konnte dies bei der WM bestätigen. Nahezu an allen Offensivaktionen beteiligt, bereitete er drei Tore vor und war selbst einmal mit einem direkt verwandelten Freistoß zur Stelle. Mit Torsten Frings bildet er auf der rechten Seite ein starkes Gespann.

Zusammen mit den Jungen ergeben sich für die Mannschaft großartige Perspektiven. Spieler wie Christoph Metzelder, Torsten Frings, Miroslav Klose oder auch Sebastian Kehl spielen jetzt schon eine wichtige Rolle. Klose wurde ja ebenfalls die Ehre zuteil, zu den 16 Auserwählten des All-Star Teams zu gehören, auch wenn er nach seinen fünf Treffern in der Vorrunde den Weg zum Tor leider nicht mehr fand.

Nur einige wenige Spieler werden dem Nationalteam in Zukunft nicht mehr zur Verfügung stehen. Oliver Bierhoff (34) wird nach 70 Länderspielen (37 Tore) genauso wie Marco Bode (32) nach 40 Einsätzen (9 Tore) zurücktreten. Christian Ziege (30 Jahre/71 Spiele/8 Tore) und Thomas Linke (32 Jahre/41 Spiele/1 Tor) sind unschlüssig. Letzterer wollte im Falle des Weltmeistertitels noch zwei Jahre dranhängen. Bleibt abzuwarten, wie er sich nach seiner sehr starken WM und dem verlorenen Finale entscheidet.

Maximal vier Spieler müssen also ersetzt werden. Der Großteil der Mannschaft bleibt zusammen, um das nächste Ziel in Angriff zu nehmen - die EURO 2004 in Portugal. Die Qualifikation für so ein Turnier wird ja in Deutschland traditionsgemäß vorausgesetzt. Doch nach dem Abschneiden in Japan und Südkorea soll bald auch wieder ein Titel her. Der Druck wird also steigen. Und bei der WM 2006 im eigenen Land gilt Deutschland schon jetzt als Topfavorit.




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