Der tragische Held

Mit seinem Tor in der 75. Spielminute hat Michael Ballack Deutschland ins WM-Finale geschossen (Spielbericht). Er selbst wird dort allerdings nicht dabei sein können. Vier Minuten vor dem Tor hatte der Mittelfeldspieler die zweite Gelbe Karte in der Finalrunde gesehen und ist somit für das Endspiel am Sonntag gesperrt.

Für Michael Ballack ist das ganz bitter, hat er doch entscheidenden Anteil am Finaleinzug der DFB-Elf. Schon im Viertelfinale gegen die USA erzielte er das "Goldene Tor". Lohn für seine Leistungen ist die Aufnahme in die Kandidatenliste zur Wahl des WM-All-Star-Teams. Und gerade im Finale wird er nun fehlen.

Sicher spielt Michael Ballack, gemessen an seinen Fähigkeiten, keine überragende WM. Bedenkt man allerdings seine körperliche Verfassung nach der langen Saison und seine nie auskurierten Blessuren, so bleibt festzuhalten, dass der 25-Jährige Erstaunliches leistet. Ohne selbst glänzen zu wollen, stellte er sich voll in den Dienst der Mannschaft und arbeitete viel nach hinten. Und trotzdem war er immer wieder zur Stelle, wenn es galt, die Stürmer zu unterstützen. Mit drei Toren und vier Torvorlagen gehört er zu den Topscorern des Turniers (WM-Statistik).

Ballacks Leistungen wertet zudem ein Blick auf die Topstars des Weltfußballs auf. Ausgelaugt von einer strapaziösen Saison und geplagt von Verletzungen konnte bei dieser WM kaum einer überzeugen. Spieler wie Zinédine Zidane, Luís Figo oder Juan Sebastián Verón mussten mit ihren Teams denn auch frühzeitig die Segel streichen.

Auch wenn der Ausfall des Mittelfeldspielers schmerzt, so wird die ganze Mannschaft dieses Handicap im Finale kompensieren. Schließlich ist, abgesehen von Oliver Kahn, jeder ersetzbar. Das haben nicht zuletzt die Absagen von Mehmet Scholl, Jens Nowotny und Sebastian Deisler vor WM-Beginn gezeigt.

Das Schicksal von Michael Ballack blieb seinem Vereinskollegen Oliver Neuville erspart. Auch er sah gegen Südkorea eigentlich zum zweiten Mal Gelb. Allerdings hatte die Disziplinarkommission der FIFA einige Stunden vor dem Halbfinale die erste Verwarnung aus dem Spiel gegen die USA zurückgenommen und auf Jens Jeremies übertragen. Schiedsrichter Hugh Dallas hatte in einer unübersichtlichen Situation den Leverkusener fälschlicherweise mit einer Gelben Karte bedacht.