Italiens Blamage gegen Neuseeland21. 06. 2010 - Enrico Barz
Mit dem erschütternden Auftritt gegen Neuseeland räumte der Weltmeister vorzeitig seinen Thron, um Platz für den Nachfolger zu machen. Schließlich haben es die Italiener angesichts dieser Leistung nicht mehr verdient, diesen Titel zu tragen. Am Sonntagnachmittag blamierte sich die "Squadra Azzurra" beim 1:1 gegen den Außenseiter aus Ozeanien.
Start nach Maß für Neuseeland
Gewiss begann die Partie vor 38.229 Zuschauern in Nelspruit nicht optimal für die Mannschaft von Marcello Lippi. Schon in der siebten Spielminute traf Shane Smeltz für die "All Whites" zum 1:0. Zudem befand sich der Torschütze in Abseitsposition, was aber durch die minimale, kaum erkennbare Kopfballverlängerung von Winston Reid für das Schiedsrichtergespann beim besten Willen nicht zu bemerken war.
Inspirationsloses Gekicke
Es blieb den Italienern genügend Zeit für eine Reaktion. Und der Ausgleich ließ nicht so lange auf sich warten. Bezeichnend aber war bereits hier, dass man dafür einen Strafstoß benötigte, gleichwohl dieser seine Berechtigung hatte. Vincenzo Iaquinta ließ sich die Chance nicht entgehen (27.). Damit begnügte man sich erst einmal und stellte den Spielbetrieb ein. Was im weiteren Verlauf folgte, war die hilflose Suche nach Lücken in der neuseeländischen Hintermannschaft. Doch selbst etwas tun, um diese zu reißen, hielt man nicht für nötig. In einer überheblichen und pomadigen Art und Weise spulte das Team von Marcello Lippi die Partie in nahezu ein und derselben Geschwindigkeit herunter. Zu Rhythmuswechseln war man nicht imstande, Tempoverschärfungen blieben so komplett aus. Und auch mit der Laufbereitschaft war es nicht weit her. Dass dem Bemühen der Italiener die Ideen fehlten, setzt dem Ganzen nur noch die Krone auf.
Italien hatte Standardsituationen en masse. Die Eckenstatistik von 15:0 spricht Bände. Doch diese wurden, genauso wie die vielen Freistöße, allesamt eine Beute von Neuseelands Defensive. So blieben, um der Planlosigkeit zu entrinnen, nur noch Distanzschüsse. Aber auch diese konnten nur in den seltensten Fällen für Gefahr sorgen. Torchancen also stellten ein rares Gut dar in Nelspruit. Und so macht sich bei den Italienern Ernüchterung breit. Und der Rest der Welt braucht sich vor dieser Mannschaft nicht zu fürchten. Zwar ist es eine italienische Tradition, schlecht zu spielen und trotzdem knapp zu gewinnen. Aber das Team des Jahres 2010 ist nicht einmal in der Lage, diesem Motto gerecht zu werden.
Neuseelands Siegchance
Letztlich bleibt festzuhalten, dass Neuseeland durchaus verdient einen Punkt mitgenommen hat. Die "All Whites" boten eine für ihre Verhältnisse ganz starke Leistung. Sie verließen sich nicht nur auf ihre Defensive, sondern schafften regelmäßig Entlastung. Von einer reinen Abwehrschlacht kann keine Rede sein. Und die Hoffnung der Italiener auf ein konditionelles Nachlassen erfüllte sich nicht. Natürlich hatte die Mannschaft von "Ricki" Herbert weniger Spielanteile, doch in der 83. Minute bot sich Chris Wood sogar die Chance zum 2:1. Da hätte es noch dicker für die "Squadra Azzurra" kommen können.
Beide Mannschaften in der Tabelle gleichauf
So rangiert Italien in der Tabelle der Gruppe F auf dem zweiten Platz und hat es am kommenden Donnerstag weitgehend in der eigenen Hand, mit einem Sieg gegen die Slowakei das Weiterkommen zu sichern. Vielleicht kann dann Andrea Pirlo wieder mitwirken. Das ist der Strohhalm, der das Ausscheiden verhindern soll.
Neuseeland ist momentan gleichauf positioniert (2.), doch bewegt sich die Mannschaft bei dieser WM deutlich über dem Limit. Man hat schon viel mehr erreicht, als das zuvor abzusehen war. Und der stärkste Gruppengegner steht noch bevor. Gegen Paraguay wird kaum etwas zu holen sein - schon gar kein Sieg, der für das Erreichen des Achtelfinales nötig wäre.
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