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Fehlstart für den Weltmeister

17. 06. 2018 – Enrico Barz

Mit einer selten schwachen Leistung glaubte die deutsche Fußball-Nationalmannschaft die Mission Titelverteidigung angehen zu können. Prompt ging der WM-Auftakt in der Gruppe F daneben, die DFB-Auswahl verlor ihr erstes Spiel gegen Mexiko mit 0:1. Vor 78.011 Zuschauern im ausverkauften Luzhniki von Moskau erzielte Hirving Lozano den entscheidenden Treffer für die Mittelamerikaner (35.).

Wo sind die deutschen Tugenden?

Von der ersten Minute an offenbarte sich, dass es um die Einstellung der deutschen Nationalspieler nicht zum Besten bestellt war. Desolates Zweikampfverhalten zog sich durch die gesamte erste Hälfte. Die notwendige körperliche Komponente bekamen die Männer von Joachim Löw zunächst gar nicht ins Spiel. Doch insbesondere als Weltmeister ist es unabdingbar, gegen bis in die Haarspitzen motivierte Kontrahenten dagegenzuhalten.

Zudem wirkt sich fehlende Einstellung immer auch in der Rückwärtsbewegung aus. Konsequente Abwehrarbeit ließ die DFB-Elf vermissen. Ohne mannschaftliche Geschlossenheit fehlte das Gleichgewicht zwischen Angriffsspiel und defensiver Absicherung völlig. Beinahe permanent standen deutsche Verteidiger mexikanischen Stürmern Eins gegen Eins gegenüber – wenn nicht gar in Unterzahl.

Nach dem Seitenwechsel wusste sich die deutsche Mannschaft zu steigern, war von einem guten Spiel aber immer noch meilenweit entfernt. Natürlich hatte der Weltranglistenerste mehr von der Partie, erarbeitete sich einige Torchancen. Wirklich zwingend jedoch wurde man erst spät – und dann war es zu spät. Zwar hätte sich Deutschland zumindest den Ausgleich verdient, der wollte aber einfach nicht gelingen.

Auf der anderen Seite drohte die Angelegenheit auch noch deutlicher nach hinten loszugehen. Selten hat die DFB-Auswahl derart viele Torchancen des Gegners zugelassen. Die quirligen und aggressiven Mexikaner schwärmten bis in die Schlussphase so oft zu Kontern aus – und ließen zahlreiche Gelegenheiten fahrlässig liegen. Am Ende aber reichte es für "El Tri" zum Sieg und einem großen Schritt in Richtung Achtelfinale.

Letzte Warnung für den Weltmeister

Das Weiterkommen ist auch für die Deutschen nach wie vor möglich. Und obwohl das zweite Gruppenspiel erst am kommenden Samstag steigt, so viel Zeit, wie mancher in Reihen des DFB glaubt, ist nicht mehr. Schließlich hat man bereits mehrere Warnschüsse aus den letzten Testspielen offenbar nicht wahrgenommen bzw. nicht die richtigen Schlüsse daraus gezogen. So könnte das Turnier ziemlich schnell vorbei sein, wenn nicht zügig einige Dinge auf den Prüfstand gestellt werden. Zuvorderst sollten sich die Profis hinterfragen. Hochmut kommt vor dem Fall. Selbst für Weltmeister genügt es nicht, locker flockig aufzuspielen. Es gehört immer ein stattliches Maß an Einsatzbereitschaft dazu. Ferner sollten die Spieler die Defensive alsbald wieder als gesamtmannschaftliches Projekt verstehen, sonst wird man im Luzhniki in diesem Sommer nicht noch einmal auflaufen dürfen.

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