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Brasilien kommt langsam auf Touren

23. 06. 2006 - Enrico Barz

Brasiliens Formfindungsprozess schreitet voran. Schritt für Schritt nähert sich die "Seleção" dem elitären Kreis der Titelfavoriten. Eine Steigerung von Spiel zu Spiel - das ist sicher keine schlechte Herangehensweise. Im letzten Gruppenspiel gegen Japan wurde in Ansätzen erstmals der erhoffte Glanz verbreitet. Die vier Tore sind das Ergebnis eines größeren Engagements.

Japan begehrte auf, war am Ende aber chancenlos

Die Japaner erwiesen sich natürlich als angenehmer Gegner. Mit komplett neuem Sturm angetreten, spielten sie über weite Strecken gut mit und waren, wie es ihre Art ist, beweglich und wieselflink. So hielt das Team des brasilianischen Trainers Zico lange Zeit gut dagegen und ging nach einem schönen Spielzug sogar in Führung.

Da die Asiaten also nicht ausschließlich auf Torverhinderung aus waren, boten sich den Brasilianern Räume, um ihr Spiel aufzuziehen. So kombinierten sie sich allmählich warm. Japans Torhüter Yoshikatsu Kawaguchi wurde regelmäßig ins Visier genommen, hielt mit einer Ausnahme überragend.

Wechselspiele auch bei Brasilien

Brasiliens Trainer Carlos Alberto Parreira praktizierte bei der Mannschaftsaufstellung Schonung für einige der Altstars. Auf fünf Positionen gab es Veränderungen. Gerade die neuen Spieler zeigten sich besonders einsatzfreudig, wollten den nahezu aussichtslosen Kampf um einen Platz in der Stammelf für die folgenden Partien aufnehmen.

Ronaldo jetzt Rekordtorjäger

Der Rückstand beunruhigte die Südamerikaner nicht. Noch in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit platzte bei Ronaldo der Knoten. Zum rechten Zeitpunkt schraubte er seine 90 Kilogramm in die Höhe und netzte per Kopf zum Ausgleich ein.

Nach der Pause sorgte Brasilien für klare Verhältnisse. Die weiteren Tore fielen zwangsläufig. Das Angriffsduo Ronaldo - Robinho funktionierte recht gut. Mit seinem zweiten Treffer des Abends schloss Ronaldo in der ewigen Bestenliste zu Rekordhalter Gerd Müller (14 Tore) auf. Und obwohl der Weltfußballer Ronaldinho noch weit unter seinen Möglichkeiten bleibt, sind die Offensivqualitäten der Mannschaft unbestritten.

Noch liegt reichlich Potenzial brach

Sorgen muss sich Parreira um seine Abwehr. Selbst gegen bisher zweitklassige Gegner wirkte die nicht immer sattelfest. Insbesondere Lúcio verriet ungewohnte Schwächen. Abgebrühte Mannschaften wie Argentinien nutzen derartige Fehler gnadenlos aus. Und ob die Offensive dies dann immer ausbügeln kann, bleibt abzuwarten.

Nun geht es im Achtelfinale gegen Ghana. Einen derart schweren Prüfstein hatten die Brasilianer bisher nicht vor der Brust. Doch Potenzial für eine weitere Leistungssteigerung ist noch reichlich vorhanden.

Aus für Japan

Dagegen muss das Nationalteam Japans vorzeitig die Heimreise antreten. Für Trainer Zico wird es keine Zukunft auf dem Trainerstuhl geben. Er sucht nach einer neuen Herausforderung. Als Nachfolger ist u. a. Guido Buchwald, erfolgreicher Trainer der Urawa Red Diamonds in Japans J-League, im Gespräch.


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