Am 3. September wird der Bayern-Star
Philipp Lahm gegen Argentinien seine letzte Partie im DFB-Trikot bestreiten. Nach dem
Weltmeistertitel in Brasilien verkündete
Kapitän Lahm seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft. "Die Mannschaft braucht mich nicht mehr", meint Lahm. Man soll schließlich aufhören, wenn es am schönsten ist. Er selbst sieht seinen Rücktritt als die Chance für eine neue Generation: "Es ist eine neue Generation da, die soll nun in der Nationalelf die Richtung vorgeben." Die Suche nach einem adäquaten Kandidaten für die
rechte Außenverteidigerposition gestaltet sich jedoch nicht einfach. Zum einen ist es nicht gerade eine leichte Aufgabe, in Lahms Fußstapfen zu treten, zum anderen sind Spieler für die äußeren Positionen in der Viererkette schon immer eher rar gesät – es ist der
größte Knackpunkt der deutschen Nationalelf.
Bereits vier Tage nach Lahms Abschiedsspiel muss die deutsche Mannschaft am 7. September gegen Schottland in der
EM-Qualifikation ran. Ob
Joachim Löw bis dahin schon einen Nachfolger gefunden hat? Oder greift er wie bei der WM auf Spieler zurück, die normalerweise nicht auf dieser Position zu Hause sind. In Brasilien kam
Benedikt Höwedes von Schalke 04 hinten links zum Einsatz, er hat aber auch schon rechts gespielt.
Jérôme Boateng wurde bei der WM zunächst außen eingesetzt, bevor er in die Innenverteidigung wechselte, wo er sich sichtlich wohler fühlte. Im Finale war Boateng einer der besten Spieler auf dem Platz. Es scheint wohl eher unwahrscheinlich, dass Löw ihn wieder umsetzen wird. Neben Höwedes und Boateng kam auch
Shkodran Mustafi auf der Außenposition zum Zug und verletzte sich prompt. Alle drei spielen auf anderen Positionen sichtlich besser.
Als wohl wahrscheinlichster Kandidat auf Lahms Nachfolge in der rechten Defensive gilt der Dortmunder
Kevin Großkreutz. Er war bei der WM zwar dabei,
Löw setzte jedoch auf die routinierteren Alternativen. Der 26-Jährige rechnet sich dennoch Chancen auf die Position aus. Er ist Allrounder und ist flexibel einsetzbar und hält mit seinen Hoffnungen auf eine DFB-Zukunft nicht zurück: "Natürlich rechne ich mir auf der Rechtsverteidiger-Position etwas aus." Großkreutz konnte auf dieser Position auch schon international in der
Champions League Erfahrung sammeln. Nur Außenseiterchancen im Rennen um Lahms Posten besitzt wohl sein Teamkollege
Erik Durm. Er war ebenfalls Teil des WM-Kaders, aber auch er musste alle Spiele von der Seitenlinie erleben. Es entwickelt sich ein
spannender Konkurrenzkampf um die Position hinten rechts, bei dem sich nicht nur innerhalb des DFB-Kaders Spieler ins Gespräch bringen.
Sebastian Jung, der kürzlich zum VfL Wolfsburg wechselte, äußerte sich zu Lahms Rücktritt: "Es ist schade, dass Lahm zurückgetreten ist, aber das öffnet Türen für neue Spieler, vielleicht auch für mich." Wolfsburgs Neuzugang sollte in der kommenden Saison reichlich Spielpraxis sammeln können, denn der Verein hat unter einigen Verletzungen zu leiden. Jung könnte also mit seinem neuen Verein auch international in der
Europa League spielen.
Dieter Hecking meinte zu dem 24-Jährigen: "Es liegt natürlich an ihm, wie schnell er bei uns jetzt Fuß fasst. Aber auf Sicht kann er auf dieser Position ein Kandidat sein." Ein weiterer Anwärter wäre
Antonio Rüdiger vom VfB Stuttgart, der 21-Jährige gab sein DFB-Debüt wie Jung im Spiel gegen Polen und wurde prompt als
bester Spieler des Spiels gewählt. Freiburgs Außenverteidiger
Oliver Sorg spielte ebenfalls gegen Polen das erste Mal im DFB-Trikot. In der Defensive spielt Sorg sehr solide, muss sich aber in der Offensive noch verbessern. Ein Mann für die noch etwas fernere Zukunft könnte das Jungtalent
Kevin Akpoguma von Hoffenheim sein. 2013 erhielt er die
Fritz-Walter-Medaille in Gold und ist momentan in der
U-19 des DFB aktiv.
Es bleibt abzuwarten, auf wen der Nationaltrainer längerfristig als Rechtsverteidiger setzen wird. Vielleicht vertraut er für die
EM 2016 auch auf eine völlig neue Taktik und verabschiedet sich von der
Viererkette. Bei der WM haben einige Teams die
Dreier-Abwehrkette eingesetzt, vielleicht möchte auch Löw diese Taktik mit seinen Jungs einstudieren. Das jedoch scheint eher unwahrscheinlich. Das Rennen um Lahms Nachfolge ist offen und man kann gespannt sein, wie sich die deutschen Weltmeister nach Brasilien auf dem Platz präsentieren werden.