Robert Enke ist tot

Der deutsche Fußball trauert um Robert Enke. Der Torwart von Hannover 96 starb gestern an den Folgen eines Unfalls. Dabei handelte es sich um ein bewusst herbeigeführtes Ereignis. Der 32-Jährige ist am Dienstag nach Neustadt am Rübenberge gefahren. Im Stadtteil Eilvese parkte er seinen Wagen am frühen Abend unweit der Bahngleise und ließ diesen unverschlossen und mit der Brieftasche auf dem Beifahrersitz zurück. Dann ging er in der Dunkelheit einige hundert Meter an den Gleisen entlang, bevor er sich von einem aus Bremen kommenden und Richtung Hannover fahrenden Regionalexpress überfahren ließ. Der Lokführer hatte Enke plötzlich im Scheinwerferlicht auftauchen sehen. Die umgehend eingeleitete Gefahrenbremsung konnte den Zusammenstoß nicht mehr verhindern.

Enke, gerade erst von einer Viruserkrankung genesen und in das Tor von Hannover 96 zurückgekehrt, hinterlässt seine Ehefrau Teresa und die Adoptivtochter Leila. Für das DFB-Team wurde der achtfache Nationalspieler von Joachim Löw noch nicht wieder berufen, war aber fester Bestandteil der Planungen für die Fußball-Weltmeisterschaft 2010 in Südafrika.

Enke litt unter Depressionen

Was die Öffentlichkeit nicht wusste, Robert Enke litt seit 2003 unter Depressionen. Die Angst, seinen Sport nicht mehr ausüben zu können, und das Sorgerecht für die Adoptivtochter zu verlieren, waren der Grund für die Geheimhaltung dieser Krankheit. Seine sportliche Karriere verlief auch keineswegs geradlinig. Beim FC Barcelona konnte er sich nicht durchsetzen. Das folgende Ausleihgeschäft zu Fenerbahçe Istanbul tat ihm ebenfalls nicht gut. Das erste Spiel ging verloren und Enke zählte zu den Sündenböcken. Während dieser Zeit begab sich der Torhüter erstmals in psychologische Behandlung.

Mit seiner Rückkehr in die Bundesliga 2004 schien der Karriereknick überwunden. Über Jahre zählte der Profi von Hannover 96 zu den besten deutschen Keepern, erhielt aufgrund konstant starker Leistungen viel Anerkennung. Der Tod seiner leiblichen Tochter Lara im Jahr 2006 bedeutete dann wieder ein sehr einschneidendes Erlebnis. Sportlich warfen ihn einzig gelegentliche Verletzungen und Erkrankungen zurück, die zuletzt wirklich in den ungünstigsten Momenten auftraten. Die jüngste Virusinfektion und deren ungeklärte Entstehung machten Robert Enke sehr zu schaffen und verstärkten seine Depressionen. In den letzten Tagen verbarg er dies auch vor seinen engsten Vertrauten - und plante seinen Freitod. In einem Abschiedsbrief entschuldigte er sich für diese Täuschung.

Länderspiel gegen Chile abgesagt

Das Länderspiel am Samstag gegen Chile wurde abgesagt. In diesem Punkt sah der Deutsche Fußball-Bund (DFB) keine Alternative. Spieler und Betreuer haben das Mannschaftsquartier bereits verlassen. Sie werden sich am Sonntag in Düsseldorf wieder treffen, um die Vorbereitung auf die Partie gegen die Elfenbeinküste in Angriff zu nehmen.